Stellungnahme zu den Beschlüssen des 128. Deutschen Ärztetags
Der Deutsche Ärztetag hat kürzlich hat kürzlich in zwei Beschlüssen gefordert, dass Pubertätsblocker und Hormontherapien bei trans Jugendlichen nur noch im Rahmen kontrollierter Studien erlaubt und die Änderung des Geschlechtseintrags bei Minderjährigen ohne vorherige kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik und Beratung eingeschränkt werden.
Wir halten es zum gegenwärtigen Zeitpunkt für unangebracht, dass der Deutsche Ärztetag sich mit diesen Beschlüssen in die Medien drängt und die Politik adressiert, während die medizinischen Fachgesellschaften ihre Expert:innen dazu mandatiert haben, eine S2k-Leitlinie zu konsentieren. Damit untergräbt der Deutsche Ärztetag die Legitimation seiner eigenen Mitglieder und Fachgesellschaften.
Die Beschlüsse des Deutschen Ärztetags sind politisch motiviert und basieren nicht auf den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie stehen im Widerspruch zum aktuellen Entwurf der S2k-Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Diese Beschlüsse des Ärztetags reihen sich ein in einen politischen Kampf für die Rücknahme von Rechten, die bereits von geschlechtlichen und sexuellen Minderheiten erkämpft wurden. Diesen Kampf, der häufig die Rechte von Transmenschen angreift, lehnen wir vehement ab.
Wir fordern den Deutschen Ärztetag auf, die Expertise der medizinischen Fachgesellschaften anzuerkennen und die Entwicklung der S2k-Leitlinie abzuwarten, anstatt voreilige und irreführende Beschlüsse zu fassen, die das Wohl von trans Jugendlichen gefährden.
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung
im Mai 2024